Achter Rundbrief, in dem beschrieben wird, wie wir an den Schulen Öffentlichkeitsarbeit betreiben und in dem ich erfahre, dass auch Bildsprache übersetzt werden muss.

Sie reagieren verwundert, als sie erfahren, dass ich mit den Studenten in der Mensa esse und nicht vom Küchenpersonal separat bekocht werde. Ein Unverständnis, das wiederum bei mir für Unverständnis sorgt – ebenso wie meine Auflehnung gegen den Arbeitsauftrag an einen Studenten, der meine Fenster putzen sollte. Auf die Aussage, dass ich das auch selbst machen könne, reagierte er ebenfalls mit Unverständnis: Natürlich könne ich das selbst machen – aber sei mir seine Arbeit nicht gut genug? Warum sollte ich es lieber selbst putzen wollen? – Soziales Weltbild und soziale Einstellung lassen sich offenbar nicht beliebig von einem Kulturkreis in den anderen übertragen.

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„Die führen sich da auf wie die Kolonialisten mit ihren Hausangestellten“ hörte ich kürzlich jemanden gegen die sogenannten Entwicklungshelfer wettern. Was aus europäischer Sicht kolonialistisch erscheinen mag, sieht aus Kenia betrachtet gleich ganz anders aus: Während Hühnchen mit Reis und Erbsen ein recht einfach und schnell zuzubereitendes Mittagsmahl in Deutschland ist (Supermarkt um die Ecke und Mikrowelle machen’s möglich), wird hier für das selbe Gericht fast ein halber Tag benötigt: der Gang zum Markt (hoffentlich gibt es irgendwo Erbsen – sonst Möhren kaufen), den Reis nach Steinen und Krabbeltier durchsuchen, Hühnchen schlachten, rupfen, ausnehmen, zerlegen und kochen, Erbsen auspulen, waschen und blanchieren. – Wo bleibt da noch Zeit für die eigentliche Arbeit? Und was ist mit den ganzen Arbeitsplätzen, die durch Missionare und Entwicklungshelfer geschaffen werden? (…) In der letzten Ausgabe der Zeit wurde gerade diskutiert, ob die deutschen Schüler wie ihre Kollegen in Japan ihre Klassenräume selbst putzen sollen, damit Putzfrauen eingespart und Kinder besser erzogen werden können. Kein leichtes Thema. (…)

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Wie aber zeichnet man die Geschichte mit Ursache und Wirkung als Comic, wenn die Bilder nicht als Folge verstanden, sondern ohne Zusammenhang als einzelne Bilder gesehen und erklärt werden? Und wie stellt man Krankheitserreger im Bild dar, wenn der kleine Gremlin nicht als Virus verstanden wird? Als ich versuchte, Plakate für unsere Öffentlichkeitsarbeit an den Schulen zu zeichnen, musste ich des öfteren Moses, Metto und die anderen CITCler aufsuchen, um zu prüfen, ob meine Skizzen verständlich waren.

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