Ich glaube, dass ich mittlerweile nun richtig in San Pedro und meinem voruebergehenden ecuadorinischen Leben angekommen bin… Das merke ich vor allem daran, dass ich ueberall bekannte Gesichter und (Wiedererkennungs!)-Hola-rufe erhalte und meine Zeit sehr ausgefuellt ist… (ist wohl so eine kleine GynnaKrankheit, dass ich mir immer recht viel vornehme…).
Strandspaziergang und Maennerekanntschaften
Das Geniesel hat mich heute nicht davon abgehalten, hoerspielhoerenderweise den ganzen Tag am Strand spazieren zu gehen.
Zum Glück waren heute aufgrund des schlechten Wetters nur wenige andere Menschen am Strand. So konnte ich mich mehr entspannen. Ich habe natürlich nichts gegen andere Menschen, – doch leider gehört nicht nur die Straße den Männern, sondern auch der Strand. Und das bedeutet, dass wenn ich einen Menschen treffe, ist es meistens ein Mann. Und das bedeutet widerum in vielen Fällen, dass dieser bei meinem Anblick neugiereig wird und mit mir ins Gespräch kommen will. Meist laufen diese Unterhalten so ab wie diese, die ich vorhin mit einem Mann am Strand hatte:
…Ich bemerke ihn (ziemlich klein, um die 40 und mir auf Anhieb unsymphatisch) natürlich schon von weiten. Er kam aus der entgegengesetzten Richtung auf mich zu, verlangsamt seinen Schritt als er noch ca. 50m von mir entfernt ist, bleibt dann stehen und lässt mich vorbeigehen (im Abstand von ca. 10m). Dabei beobachtet er mich unendwegt, waehrend ich so tue als haette ich ihn nicht gesehen. Da weit und breit kein anderer Mensch ist und die Situation etwas unheimlich ist, habe ich Schwierigkeiten meinem Hörspiel zu folgen. Als ich dann an ihm vorbeigegangen bin, folgt er mir und schließt, wie zufaellig mit mir auf. Dann fragt er mich was ich mache (!). Gern würde ich antworten, dass ich gerade Tischtennis spiele, Fernsehen gucke oder stricke, aber da ich die Situation nicht so gut einschätzen kann, sage ich vorsichtshalber lieber die Wahrheit. Ich sage ihm also, dass ich gerade gehe; wobei ich mir ein wenig komisch vorkomme.
Er: Dann gehst Du gerade spazieren?
Ich: Ja
Er: Und wo gehst Du hin?
Ich: Nach Montanitas (ein Dorf, das ca. 15km weiter gen Norden liegt).
Er: Und wo kommst Du her?
Ich: Aus San Pedro
Er: Gut, dann werde ich Dich begleiten.
Ich: Nein danke. Ich ziehe es vor allein zu gehen.
Er: (tut so, als haette er meine Aussage nicht gehört). Ich wollte auch gerade nach Montanitas gehen (was zu 99,99% nicht stimmt!) und da können wir ja zusammen gehen.
Ich: Nein danke. Ich möchte wirklich lieber allein gehen und lasse mich dabei von meiner Musik (Hörspiel ist hier unbekannt) begleiten.
Er: Hast Du einen Ehemann?
Ich: (völlig überzeugt!) Ja, den habe ich! Und jetzt möchte ich gern allein weitergehen. Vielen Dank und Auf Wiedersehen.
Er bleibt kurz etwas verdutzt stehen und schließt dann schnell wieder zu mir auf (er ist ein besonders hartneckiger “Gentlemen”). Ich tue so, als habe ich nicht bemerkt, dass er immer noch dicht bei mir geht und gehe dabei langsam immer weiter ins Meer (ich laufe barfuss, während er Schuhe anhat, – das ist praktischer Unterschied zwischen uns, – für mich). So laufen wir ziemlich lange (nun in einem weiteren Abstand!) nebeneinander her, bis es mir zu blöd wird und ich stehenbleibe und eine zeitlang auf Meer schaue. Er geht langsam weiter und bleibt dann auch, wie zufällig stehen. Nach einer ganzen Zeit ist ihm das Spiel dann zu dumm und er lässt mich allein weitergehen.
Begebenheiten dieser Art empfinde ich nicht als bedrohlich (oder nur ganz selten ganz kurz). Sie sind für mich vor allem nervig. Ich bin mir sicher, dass die meisten Männer nur die Gunst der Stunde auskosten wollen eine “Gringa” näher kennen zu lernen. Sie sind neugierig und denken vielleicht sie könnten mich ein bißchen auf meinem Weg beschützen (so sind sie eben erzogen). Und vielleicht hoffen sie auch ein bisschen, es könnte sich ja vielleicht mehr draus entwickeln – und sie könnten zu etwas besonderem und/oder reich werden. (Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich eine so begehrte Patentante bin).
Da ich es jedoch ziemlich unangemessen finde, hemmungslos einsame, wehrlose “Gringas” am Strand anzusprechen und (in den meisten Fällen) ihre Reaktionen zu übergehen, habe ich es mir angewöhnt nur kurz und bestimmt mit ihnen zu kommunizieren. Ich merke bei diesem und natürlich auch anderen Themen, wie stark meine Erfahrungen aus den vergangenen Ecuador- und Peruaufenthalten meinen Umgang mit meinen Mitmenschen hier prägen und wie ich von diesen vergangenen Erfahrungen eingeholt werde. Mal positive und mal negative.
Ich habe viel über meinen Umgang mit Männern nachgedacht, – denn es gefällt mir eigentlich icht, dass ich hier so männderfeindlich bin. Nein, ich bin hier wirklich nicht besonders nett und aufgeschlossen den Männern gegenüber. Und ich frage mich oft, ob es gerecht ist, dieses Geschlecht (sobald es älter als 17 und jünger als 70 ist) mit einer so starken Ignoranz und inneren Geringschätzung zu begegnen. Meinen negativen Umgang mit den Maennern (der auf ihrer Seite wohl vor allem in Form von Ignoranz oder Arroganz erlebt wird) erklaere ich mir zum einen dadurch, dass ich mich zu oft von diesem Geschlecht nicht respektiert fuehle (das bezwecken zumindest die seltsamen Laute, die mir auf der Strasse entgegengebracht werden). Und zum anderen tragen wohl auch zahlreiche Geschichten, die ich ueber ecuadorinische Maenner hoeren musste dazu bei, dass ich mich innerlich und äußerlich so abweisend verhalte. Manchmal schaeme ich mich dafuer ein wenig, denn ich treffe doch auch immer wieder sehr respektvolle und “weiterentwickelte” Maenner, denen ich dann natuerlich ebenso erst einmal sehr abweisend begegne.
Dieses Thema ist wirklich nicht ganz leicht fuer mich. (Auch hier erwarte ich nur, dass Du “zuliest” ;))
Freizeit
Worueber ich mich sehr freue ist, dass ich trotz dem Fehlen von Kultur- und Freizeitangeboten (wie Fernseher, Kino, Sportmoeglichkeiten, Theater, etc.) doch feststelle, unendlich viele Moeglichkeiten habe, meine Freizeit zu gestalten.
Habe schon ausgekundschaftet, dass ich hier im Dorf auch ein Rad ausleihen koennte (es haben wirklich viele Menschen Raeder, die oftmals auch als Fortbewegungsmitel fuer die ganze Familie gebraucht werden), um so einige Wochenendetouren zu unternehmen. Die Ruta del sol (eine alte Inkastrasse, die nun die Kuestenhauptsstrasse ist) bietet sich hier gut an. Und zurueck kann man dann immer mit dem Bus fahren (das Rad kommt dann problemlos aufs Dach).
Noch mehr freue ich mich darueber, einen sehr symphatischen und faehigen Gitarren-und Charangolehrer gefunden zu haben. Lerne bei ihm vor allem die mir so vertraute und geliebte ecuadorianische Andenmusik. Und mittlerweile habe ich auch schon weider richtig Hornhaut an den Fingerkuppen!
Ansonsten gehoert es nach wie vor zu meiner Lieblingsfreizeitbeschaeftigung Hoerspielhoerenderweise lange Strandspaziergaenge zu machen. Das ist schon zu einem richtigen Wochenendritual geworden, auf das ich mich die ganze Woche ueber freue. Denn waehrend der Woche komme ich eigentlich nie dazu, mal an den Strand zu gehen, – obwohl dieser nur 20 Meter von der Einrichtung oder meiner Wohnung entfernt ist. Das liegt vor allem daran, dass ich bis 17.00 oder laenger in der Einrichtung bin und es dann ja immer schon ab 18.00 dunkel ist. Das ist wirklich etwas schade. Da die Einrichtung auch kaum Fenster hat, fuehle ich mich immer ein bisschen wie ein Mauelwurf…
Zudem gibt es hier viele Moeglichkeiten hier Ausfluege zu machen, sich mit Kindern zu vergnuegen (vor allem meine Nachbarskinder sind sehr zugaenglich und anhaenglich…).
Miriam und Beate
Vor ein paar Tagen sind nun auch Beate und Miraim, zwei nette Studentinnen aus Dortmund angekommen, die bis Ende Januar hier bleiben werden um bei Cerleco mitzuarbeiten und ihre Diplomarbeit vorzubereiten. Bin also nicht mehr die einzige “Gringa” hier. Mal schauen, wie es fuer mich ist, die Aufmerksamkeit nun teilen zu duerfen/muessen…
Einerseits freue ich mich, dass die beiden hier sind, – denn so kann ich meine Erfahrungen hier mit jemandem reflektieren, en ich dabei auch ansehen kann, der mir “verbale und direkte” Antworten gibt und der meine Situation nachvollziehen kann. Es ist schon interessant, wie stark das Beduerfnis nach einem “echten” Austausch in mir ist… Daher schreibe ich auch gerade so viele Briefe (vor allem an Ben und meine Familie)… Es war und ist eine (fast) ganz neue Erfahrung fuer mich, dass ich mich mit keinem Menschen wirklich darueber austauscen kann, was mich so beschaeftigt. Ich glaube aber, dass ich durch diesen Zustand aber vor allem an “Naehe zu mir” gewinne und mich diese Situation innerlich staerkt.
Andererseits fuehle ich mich durch die Anwesenheit von Miriam und Beate auch daran behindert, mich noch mehr auf das Leben hier einzulassen. Das faengt schon damit an, dass ich natuerlich wesentlich mehr deutsch spreche, – worunter mein Spanisch leidet. Aber auch in meiner Freizeit werde ich natuerlich auch viel mit ihnen unternehmen… wodurch mir weniger Zeit fuer Dorfbekanntschaften und Freundschaften bleibt.
Ich will aber nicht zu negativ sein – und denke, dass wir es schon schoen miteinander haben werden!
Wohnsituation
Wohne nun schon seit fast 2 Wochen in San Pedro. Habe ein schoenes, recht grosses Haus gemietet (was zuvor 10 Jahre leer stand) und dieses mittlerweile schon recht schoen eingerichtet. Sehr fein ist vor allem der nette Kontakt zu den Nachbarn. Das Haus gehoert dem Sohn der Nachbarsfamilie, der sich noch einmal verheiratet hat nachdem seine 1. Frau gestorben ist und wohnt nun mit ihr ein paar Haeusser weiter. Da ich immer noch das Gemeinschaftsbadezimmer der Familie benutze (nach meiner Einschaetzung wohnen noch 10 weitere Familienmitglieder um den “Innenhof” herum), habe ich auch recht viel kontakt zu meinen Nachbarn. Sie sind alle sehr nett, aufgeschlossen, neugierig, hilfsbereit, etc. und ich kann mit keine besseren Nachbarn vorstellen. Vor allem die kleine Nicole (7 Jahre) und ihre Freundin Tamara, die ein Haus weiter wohnen sind sehr suess und besuchen mich immer, sobald sie mich erblickt haben. Letzes Wochenende hatte ich gleich von 5 Kindern auf einmal Besuch. Wir haben “Mensch-aergere-Dich-nicht” (habe ich ihnen beigebracht) gespielt, Tee getrunken und die Wohnung ausgefegt. Ich habe mich dafuer entschuldigt, dass es bei mir so dreckig ist (obwohl es ja im Vergleich zu ihren Wohnungen noch sehr sauber gewesen sein muss, – denn ich habe zumindest einen echten Fliesenfussboden, wohingegen die meisten dese Dorfes auf abgebroeckeltem Betonboden oder auf der nackten Erde wohnen). Sie dachten sich daher, dass sie mir eine Freude machen koennen, wenn sie mein Hauesschen fegen. Sehr suess!
Dreckig ist es vor allem, weil ich seitdem ich eingezogen bin auf einer Baustelle wohne. Die Familie wollte mir ja ein eigenes Bad an das Haus ranbauen…. und es sollte auch auf jeden Fall vor meinem Einzug noch fertig werden…aber wie es soooo oft der Fall ist, klaffen “Theorie und Wirlichkeit”, bzw. “Vorhaben und Umsetzung” oft weit auseinander… Das Bad ist also immer noch nicht fertig – und ich glaube, dass es auch in der naechsten Woche nicht fertig werden wird… Aber das ist auch nicht weiter schlimm. Bin mit meinem Haeusschen trotdem sehr gluecklich!
Wenn ich endlich einmal einen Computer mit einer etwas schnelleren Verbindung finde, werde ich mal ein paar Photos schicken. Von dem Hauesschen, von der Einrichtung, von den Kindern, von dem Dorf, etc.
Armut
Ich glaube, ich habe zuvor keine so grosse Armut gesehen, – also so nahe. Interessanterweise stelle ich jedoch fest, dass mich diese Wohnverhaeltnisse schon jetzt, am vierten Tag unserer Familienbesuche (wir machen zur Zeit nach Feierabend noch Familienbesuche um fuer eine Organisation Ehebungen durchzufuehren) gar nicht mehr so stark beeindrucken und schockieren, denn ich stelle fest, dass es den Menschen in diesen Bedingungen offensichtlich auch gut zu gehen scheint und sie Freude am Leben haben. Bislang war auch keine Familie so arm, dass ich das Gefuehl hatte, dass sie an Hunger leiden wuerden (dafuer aber sehr oft an einer mangelhaften und unausgewogenen Ernaehrung). …Und bislang war auch in allen Familien noch Geld fuer einen beachtlichen Fernseher, der nicht selten den Mittelpunkt des Hauses markiert. Schon interessant diese Gegensaetze, bzw. Prioritaetensetzung.
Was mir vielmehr zu schaffen macht, ist, dass gerade bei den besonderes armen Familien die Kinder voellig unterstimuliert sind und kaum eine natuerliche Foerderung (im alltaeglichen Umgang mit dem Kind) erhalten. Amelie hat in ihrer Doktorarbeit u.a. festgestellt, dass fast alle Kinder des Dorfes, die sie nach dem Zufallsprinzip ausgesucht und evaluiert hat, eine eindeutige Entwicklungsverzoegerung hatten, – im Vergleich zur europaaeischen Norm und auch im Vergleich zu Kindern, die in Quito aufwachesen. Dies tut mir dann schon leid, denn dies sind ja Verzoegerungen und Beeintraechtigungen, die nicht sein muessen. Hier fehlt es vor allem am Wissen der Eltern. Daher finde ich die Arbeit Cerlecos (die vor allem auf der indirekten Bildung und Foerderung der Eltern beruht) auch gerade in dieser Region so wichtig und freue mich, dass es (vielleicht vorbildhaft) solch eine Einrichtung gibt.
Andy
Ich werde ab Montag ein eigenes Kind haben, bei dem ich Foerderungen durchfuehren werde. Heute war ich mit einer Therapeutin das zweite mal bei Andy um ihn kennenzulernen und um gezeigt zu bekommen, wie bislang mit Andy gearbeitet wurde.
Andy ist 8 Jahre alt (wirkt aber wie 5) und hat eine starke Cerebralparese, die es ihm unmoeglich macht, gezielte Bewegungen durchzufuehren. Lediglich mit seiner linken Hand kann er ein wenig greifen, sich auf den Bauch schlagen und sich kratzen.
Andy hat oft epileptische Anfaelle und wird leider nicht mit Medikamenten versorgt, die diese Anfaelle (und die damit verbundenen cerebralen Schaedigungen) verhindern oder zumindest stark einschraenken koennten. Die medizinische Versorgung ist fuer Andy aufgrund der Armut der Familie nicht zu leisten.
Was allerdings noch trauriger ist, ist das die Familie sehr wenig Interesse an Andy zeigt und kaum bereit ist mehr fuer ihn zu tun als ihm am Leben zu erhalten. Aus diesem Grund kommt Andy auch seit einige Monaten nicht mehr zu Cerleco. Es ist der Mutter zu unbequem den Weg mit Andy zurueckzulegen und ausserdem hat sich nach ihrer Meinung ja auch nach den paar Monaten in denen mit Andy gearbeitet wurde keine Besserung zugetragen. Andy ist also ihrer meinung nach ein hoffnungsloser Fall…
“Am Leben erhalten” wird Andy in einem nach urinriechenden, voellig verdreckten Bett (indem auch Vater, Mutter und der grosse Bruder schlafen …keine Ahnung wie dies funktioniert…)., welches sich in einem kleinen fensterlosen, zugepluennten Raum befindet. Hier liegt er, vegetiert vor sich hin, juckt sich fast ununterbrochen an seinem Ausschlag am Penis (verursacht durch lange Zeiten, in denen seine nasse Hose nicht gewechselt wird…nein, Windeln traegt er nicht) und hoert den Geraeschen seiner Umgebung zu. Ansonsten erfaehrt er keine Stimulation. Irgendwie muss ich immer an Caspar Hauser denken, wenn ich Andy sehe… Und auch die vielen Ratschlaege von Seiten der Therapeutinnen, was man mit Andy wie machen koennte und was man ihm zum spielen geben koennte, wurden nicht umgesetzt. Da Andy nicht mehr zur Einrichtung kommen konnte, wurde er auch von Cerleco gewissermassen aufgegeben. …denn Hausbesuche werden eben nicht gemacht…(was ich nicht verstehe, da Andy 2 Min. von Cerleco entfernt wohnt…aber so sind eben die Regeln).
Ich werde also einen Neuanfang versuchen und uebergebe ihn dann an eine andere ehrenamtliche Mitarbeiterin aus Deutschland, die ab Februar in Cerleco arbeiten wird. Besonders frustrierend ist fuer mich die Vorstellung, welch ein Kind Andy wohl heute waere, wenn er von Geburt an eine adequate Foerderung und (liebevolle) Zuwendung erhalten haette.
Obwohl die Bedingungen bei Andy nicht besonders erquickend sind (denn ich arbeite ja ebenfalls auf diesem verdreckten, nach urinriechenden Familienbett waehrend die Mutter kaum Interesse an dem zeigt, was ich da so mache), freue ich mich schon auf die Foerderung mit Andy und bin gespannt, wie er auf meine Angebote reagieren wird. Ich habe zumindest schon gemerkt, dass er sehr dankbar ist fuer jegliche Zuwendung, die ihm entgegengebracht wird. Und als ich der Familie gesagt habe, dass ich vorhabe meine Gitarre zu den Foerderungen mitzubringen war Andys Schwester sehr begeistert und meinte, dass Andy das auf jeden Fall auch sehr gefallen wuerde, weil Musik das Groesste fuer ihn ist.
Das Ziel der Foerderung bei Andy ist nach der Vorstellung von Amelie (die Direktorin und Initiatorin der Einrichtung) die Kommunikationsfoerderung. Andy spricht nicht und ich werde versuchen, ihm und seiner Familie (mal schauen inwiefern das klappt…) die Kommunikations mit Hilfe von Symbolkaertchen beizubringen. Doch werde ich wohl noch einiges mehr mit ihm machen. Es fehlt ihm beispielsweise sehr, dass sein voellig versteifter Koerper bewegt und massiert wird. Seine Zehen sind schon ganz blau durch die mangelnde Blutzirkulation.
Das schoenste waere natuerlich, wenn seine Familie, vor allem seine Mutter, Andy mehr wertschaetzen koennte und sich mehr um ihn bemuehen wuerde. Und da habe ich vielleicht allein durch mein Gringadasein gewisse, indirekte Vorteile. Denn der Umgang mit Gringas ist natuerlich etwas besonderes…das muss man sich mal vorstellen; da kommen also Gringas aus Deutschland um mit Andy, der doch nichts kann und dem man auch nichts beibringen kann…um mit ihm zu arbeiten… Das ist doch komisch… vielleicht ist Andy ja doch nicht so ein hoffnungsloser und dummer Kerl, wie vermutet… und vielleicht lohnt es sich tatsaechlich, sich ein bisschen mehr um ihn zu bemuehen.
Mal schauen….das waere natuerlich das Groesste,…aber das laesst sich natuerlich auch nicht erzwingen…
Ich hoffe nur, dass ich mir bei Andy zu Hause nichts Komiches einfange.
Neben Andy werde ich dann in Zukunft auch mit anderen Kindern eigenstaendig arbeiten. Jedoch kommen soviele Kinder leider nicht in Frage, da ich ja auch keiner Therapeutin ein Kind wegnehmen will (was kein Problem waere da sie ja so hoeflich sind, dass ich mir alles herausnehmen koennte), und dem Kind keinen unnoetigen Therapeutenwechsel zumuten will, nur um “meinen Spass” zu haben.
Im ganzen kann ich sagen, dass ich hier sehr zufrieden und gluecklich bin. Jeder Tag hier ist voll von interessanten Begegnungen, Erfahrungen und Ideen.
Und ich hoffe, dass es Euch gut geht und ihr nicht zu sehr unter dem sich einschleichenden Winter zu leiden habt! Aber seid beuhigt: auch bei mir ist es zur Zeit ziemlich unschoen: “kalt”, nass und immer wolkig…
Ich sende Euch ganz liebe Gruesse und hoffe bald auch von Euch zu hoeren!!!
Gynna