Erste Etappe, in der wir lernen, warum ein Fahrrad einen ersten Gang hat und dass es davon nie genug geben kann …
Start Daniela und Luis bringen uns mit dem Pick-Up bis zum Stadtrand von Quito und ersparen uns somit kilometerlange Vororte. Die Verabschiedung von den Freunden ist herzhaft und wird von vielen Fotos begleitet.
Erster Pass Am ersten Tag schrauben wir uns die 2000 Meter zum Papallacta Pass hinauf. Ich lerne meinen ersten Gang kennen und Gynna wuenscht sich mindestens noch 10 niedrigere Gaenge… Wir korrigieren unsere veranschlagten Tagesetappen fuer diese Tour von 80 (Gynna) bzw. 60 (Ben) auf 50 Kilometer.
Immer oefter fahren wir durch Wolkenfetzen, die an den Haengen verweilen. Die Luft wird zunehmend duenner, die Hoehe macht uns zu schaffen. Auf den letzten Kilometern muessen wir alle 200 Meter eine Pause einlegen – die Reserven sind bald aufgebraucht, der Anstieg in diese Hoehen nach den Galápagos mit nur zwei Tagen Akklimatisierung in Mindo und Quito zu schnell.
Kurz vor der Spitze loest sich Gynnas Hinterrad und wir machen unsere erste Reparatur in den Wolken. Auf 4046 Meter Hoehe betraegt die Sichtweite nur noch 10 Meter. Kuehler, nasser Wind macht uns zu schaffen. Langsam wird es dunkel, waehrend wir die letzten Kilometer bis Papallacta rollen. Wenige Stunden spaeter entspannen sich unsere Muskeln in den Thermalbaedern. Der erste Pass ist gemeistert!
Oriente Auf der drei- bis vierstuendigen Abfahrt in Richtung Regenwald (diverse kurze Fotopausen nicht eingerechnet) wandelt sich die Landschaft wieder dramatisch: die Strassen werden zunehmend von meterhohen Farnen und Bananenstauden gesaeumt und ueberall zirpt und zwischert es. Bis auf ein paar Papagayen sind die Voegel jedoch nicht besonders kooperativ, tummeln sich im dichten Blattwerk der Baeume und lassen sich nicht identifizieren.
Die erste Etappe fuehrt uns durch den Oriente, am Rand des Regenwaldes entlang. Somit umgehen wir die zwischen Quito und Riobamba besonders stark befahrene Panamericana und geniessen die wesentlich entspannteren kleinen Nebenstrecken, sowie einige weniger besuchte Sehenswuerdigkeiten des Landes (so zum Beispiel die Jumandi Cavernas – eine ca. zwei Kilometer lange Tropfsteinhoehle, in der man an einen laut toesenden Fluss entlang gehen / klettern kann (und dabei zwei mal durch ihn hindurchschwimmen muss) – besonders abenteuerlich, da die installierte Beleuchtung seit zwei Jahren nicht mehr funktioniert und man auf seine kleinen Taschenlampen angewiesen ist.
Auf nur knapp ueber 1000 Metern Hoehe ist die Luft wieder waermer, die Sonne brennt uns auf die Helme und loest hier und da den Asphalt der Strassen an, so dass wir nach ein paar kleinen Spaziergaengen Asphaltstuecken an den Schuhen haben (besonders bei Klickpedalen kommt da keine Freude auf).
Regen Wenn es regnet, dann regnet es richtig! Obwohl sich Ecuador (eher an der Kueste) in einem Ausnahmezustand befindet, wurden wir bisher bis auf wenige Ausnahmen vom Regen verschont – meistens regnet es am nachmittag und / oder nachts. Doch nur einmal haben wir mit unserem Zelt eine Gewitternacht ueberstehen muessen (das Zelt hatten wir jedoch vorausschauend unter einem Unterstand aufgebaut, so dass wir uns an Gepladder, Donner und Blitzen erfreuen konnten).
Verkehr Die Strassen durch den Oriente sind wenig befahren. Nur ab und zu begegnen wir einem kleinen Transporter oder PKW. Die Fahrer hupen freundlich zur Begruessung und gestikulieren Hochachtung vor uns Radlern. Ab und zu ergeben sich kleine Gespraeche am Wegesrand: woher wir kommen und wohin wir ziehen, will man wissen. Mit dem Rad nach Buenos Aires? Das geht nicht! Zu weit, zu viele Berge auf dem Weg. “Que le vaya bien” – dass es Euch gut ergehen moege!
Strassen Am zweiten Tag hoert der Asphalt auf und macht Platz fuer eine Schotterpiste. Teilweise steinig, schlammig und mit Schlagloechern uebersaeht begleitet sie uns auf der Tour durch den Oriente. An besonders schlimmen Stellen kommen wir nur mit Schrittgeschwindigkeit voran. Zwei mal muessen wir schieben – zu stark ist die Steigung, zu grob der Kies. Ich komme mir vor, als ob ich ein ausgewaschenes Flussbett hinauffahre, habe Angst um Ketten und Speichen.
In den kleinen Doerfern ist es oft nicht besser – jedoch werden hier die grossen Steine durch Asphaltstuecke in Position gehalten.
Am dritten Tag die grosse Ueberraschung: die Strassen werden asphaltiert! Zwar nur in Teilstuecken, aber ausreichend, um die Hoffnung auf den Pisten nicht zu verlieren. Hinter der naechsten Kurve, der naechsten Kuppe koennte es wieder besser werden.
Kurz vor Puyo muessen wir auf eine Alternativroute ausweichen – der Schlamm ist etwa einen halben Meter tief – selbst der Busverkehr ist eingestellt.
Laeden In den kleinen Doerfern am Wegesrand hat fast jedes Haus seinen eigenen Laden, doch das Angebot ist oft auf wenige Dinge beschraenkt und nicht selten ziehen wir fuer unsere Einkaeufe von einem Laden zum naechsten, bis wir alles zusammen haben.
In ganz Santa Clara gibt es kein Brot. Wir essen also wie die meisten Menschen hier Reis zum Fruehstueck – jedoch mit Ruehrei statt mit Huhn.
Hunde Nur selten treffen wir auf Haeuser am Wegesrand – jedes von einem Hund bewacht, der uns in treuer Pflichterfuellung bellend nachlaeuft. Nur einmal kommt das Pfefferspray zum Einsatz. Der gerade noch Zaehne fletschende Klaeffer bleibt verwirrt zurueck und leckt sich ein wenig ueberrascht die Schnauze…
Tungurahua Nachmittags hoeren wir das dunkle Donnern des Vulkans Tungurahua. Solch einen Ton habe ich noch nie zuvor gehoert – drohend und magisch anziehend zugleich. Seit 1999 spuckt der Vulkan wieder in unregelmaessigen Abstaenden Lava und Asche in die Welt. Gonzalez berichtet von der siebenmonatigen Evakuierung von Baños vor 9 Jahren. Einige Bewohner hatten sich in den verbarrikadierten Haeusern versteckt, sind nur Nachts auf die Strassen gegangen und haben die Pluenderungen durch Militaer und Polizei gefilmt. Doch das Leben in Baños geht unbekuemmert weiter…man lernt mit dem vor sich hinbrodelnden Vulkan zu leben, wird nach ejder Aschefegaktion in den Strassen der Stadt routinierter und beklagt sich bisweilen ueber die rueckgaengigen Touristenzahlen.
Aber auch bei unseren Reiseplaenen hat der Vulkan seine Finger im Spiel. Die Strasse von Baños nach Riobamba ist an vierzehn Stellen zerstoert und selbst zu Fuss unpassierbar geworden – wo sich vor wenigen Monaten noch eine Strasse an den Berghaengen entlangzog, klaffen jetzt bis zu 30 Meter breite und ebenso tiefe Graeben. Unter Aschemassen eingestuerzte Daecher und ueberall herumliegende Gesteinsbrocken zeugen von der ungeheuren Naturgewalt. Mit diesem Berg legen wir uns lieber nicht an und so nehmen wir den Umweg von einer Tagesetappe gerne in Kauf…
Moers Helene
Salü Gyna
Ich habe heute Eure Berichte gelesen, muy interessante! ….beneidenswert……..
Ich drücke Euch beide Daumen und Zehen für ein gutes und tolles Gelingen Eurer abenteuerlichen Reise.
Helene aus der Schweiz, ehemalig Dispensario// Manglaralto