Gynna revolutioniert das Radfahren

Was denkt man eigentlich so, wenn man den ganzen Tag auf dem Rad sitzt und sich durch die Weltgeschichte kurbelt? Da Gynna viel zu bescheiden ist, ihre Ideenwelt der Oeffentlichkeit preiszugeben, gestatte ich mir, Euch einen kleinen exemplarischen Einblick in das zu geben, was ich mir heute anhoeren durfte:

Schwierigkeitspunkte erstes Problem: Fragt man jemanden in Ecuador (oder Peru, wie wir inzwischen wissen) nach der Entfernung bis zum naechsten Dorf, so erhaelt man in der Regel eine Angabe der Fahrtzeit mit dem Auto und keine Kilometerangaben – und da die Autos je nach Strassenbeschaffenheit mal schneller und mal langsamer unterwegs sind, ist das leider keine besonders verlaessliche Groesse (vor allem fuer die noch ausstehende Fahrtzeit mit dem Rad).
zweites Problem: Da die Angaben in unseren (leider recht grobmassstaeblichen) Karten weder die Strassenbeschaffenheit, noch das staendige auf und ab und die ganzen Serpentinen beruecksichtigen, kann es abends ganz schoen deprimierend sein, wenn man ein Kreuz fuer die Uebernachtung nur knapp neben das letzte setzen darf und den Freunden schreiben muss, dass man an diesem Tag „nur“ knapp ueber 40 Kilometer zurueckgelegt hat.
Gynnas Loesungsansatz: Weg mit den Kilometern und her mit den Punkten! Das System ist noch nicht fertig durchdacht (es fehlt noch die Gewichtung der einzelnen Faktoren), aber die Idee besteht darin, die Leistung eines Tages in Schwierigkeitspunkten zu bemessen – und die setzen sich zusammen aus a) zurueckgelegter Strecke, b) Steigungen, c) Oberflaechenbeschaffenheit der Strassen und d) Wetterverhaeltnissen (insbesondere Temperatur und Windbedingungen, aber auch Regen und Hagel). Das Ergebnis benennt nicht etwa „nur“ 42 Kilometer Tagesdistanz, sondern 16 Punkte – Halleluja, was fuer eine Leistung!!

Sprachtrainer Wenn man sich einmal nicht auf die Strasse konzentrieren muss (was heute leider nur wenig der Fall war), dann pendelt das Hirn gerne hin und wieder im Leerlauf. Wie klasse waere es da, wenn man die Zeit produktiv nutzen koennte – und so hat sich Gynna einen Sprachtrainer ausgedacht: eine Kombination aus Wasserwaage, Thermometer und „Huckeldi-Ruckeldi-Messer“ (Erschuetterungssensor) ermitteln waherend der Fahrt die notwendige Konzentration des Radlers. Unter optimalen Bedingungen (ebene Strecke mit wenig Schlagloechern und angenehmer Umgebungstemperatur) schaltet sich ein Sprachtrainer ein (der je nach Vorlieben auch durch ein Geschichts- oder Philosophiekurs ausgetauscht werden kann). Genialistisches Kernstueck dieser Idee ist jedoch nicht der Sprachtrainer, sondern nach Gynnas Ansicht der Sensor – schliesslich ist der Mensch von Natur aus faul (warum fahren wir dann ausgerechnet durch die Anden – fragt sich der Tipper) und muss zur Fortbildung angehalten werden…
Na, da soll noch mal jemand sagen, dass Reisen (Pardon: Radfahren) nicht bildet :o)

Pistenguide (Nachtrag) Fragt man nach der Beschaffenheit der Strassen, die man in den naechsten Tagen befahren wird, kann man sich trotz der teilweise recht detaillierten Auskuenfte nicht sicher sein, ob die „gute“ oder „schlechte“ Piste wirklich mit dem Rad befahrbar ist. Also haben Gynna und ich uns den „Field Guide to Gravel Roads“ ausgedacht: ein kleiner Bildband mit Fotos, die unterschiedliche Pisten zeigen (mit unterschiedlich vielen und tiefen Schlagloechern, Steinen, Sandverwehungen, Pfuetzen, Schlammkuhlen und allem, was uns sonst noch auf unseren Wegen begegnet ist). Mit Hilfe dieses kleinen Bildbandes koennte die Beschaffenheit der Piste recht „objektiv“ kommuniziert werden. Bleibt nur zu hoffen, dass die Befragten ihre Informationen nicht aus zweiter oder dritter Hand haben und dass es zwischenzeitlich nicht weiter geregnet hat ;o) Vielleicht fragen wir einfach lieber nicht mehr nach den Strassen und machen uns ein eigenes Bild von den Wegen…

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1 Kommentar

  1. Wo seid Ihr denn, wo seid Ihr denn. Ich will doch mit google-earth mitfahren. Da sind die Steigungen auch nicht so schlimm. Also wo? Vielleicht sieht man Euch?