Wie wir einen Abstecher ins Kino und den Urwald machen, eine Suppe im Salz kochen und uns schliesslich in die hoechstgelegene Grossstadt der Welt hochkurbeln.
La Paz (Teil 2) – „Kino ist das Groesste!“ – vor allem in Bolivien, wo man mit gewohnter deutscher Puenktlichkeit zum Kino kommt, einen Eintritt von ca. 1,50 Euro zahlt und dann vom Personal in den Kinosaal gefuehrt wird, in dem noch der vorherige Film laeuft… Etwa eine halbe Stunde lang durften wir uns den vorangehenden Film ansehen, bevor der Film fast nahtlos in den naechsten Streifen ueberging. Nur wenige Zuschauer sind aufgestanden und haben den Saal verlassen – die meisten blieben einfach popcornkauenderweise sitzen und fieberten weiterhin mit den Helden mit. Der (thematische und actionmaessige) Wechsel von „10.000 A.D.“ zu „Antes de Partir“ sollte da nicht weiter stoeren…
Caranavi – Unseren Aufenthalt in La Paz haben wir durch einen kleinen Abstecher in die Yungas nach Caranavi unterbrochen, um dort eine weitere Schwester von Gynnas Gastmutter Gloria zu besuchen. Auf der (ehemals) „gefaehrlichsten Strasse der Welt“ haben wir innerhalb weniger Kilometer ueber 2.000 Hoehenmeter verloren und fanden uns ploetzlich am Rande des bolivianischen Urwalds wieder. Nur gut, dass wir diese Fahrt nicht mit den Raedern unternommen haben, denn nach einer Nacht mit Grillengezirpe und einem kleinen Besuch in der Dorfschule am naechsten Tag ging es dann auch schon wieder hoch nach La Paz – und diese Strecke haette ich mich nicht hochkurbeln wollen…
Sind wir (schon wieder) drin? – Von Oruro geht es weiter gen Sueden ueber das Altiplano, das seinen Namen hier wirklich verdient hat (Hoch-Ebene). Ab Huari geht es dann auf einer sandigen, staubigen und beschotterten Piste weiter gen Salar de Uyuni (die Strecke wird gerade abschnittsweise fuer die Asphaltierung vorbereitet, ist also hervorragend mit dem Rad zu befahren, waehrend die Busse nur auf den improvisierten Sandpisten neben der eigentlichen Piste fahren duerfen). Doch obwohl wir durch die „Naturstrassen“ wieder ausgebremst werden, so freuen wir uns doch immer wieder ueber dieses (wortwoertliche) „Eintauchen in die Landschaft“, denn viele Eindruecke sind auf den Pisten intensiver – der Blick gleitet nicht mehr im Vorbeifahren ueber die Ebenen dahin, sondern bleibt an den Pflanzen am Wegesrand haengen, geradelte Entfernungen werden unwichtig und das Augenmerk richtet sich nur auf die naechsten Meter vor den Raedern…
Pistenpoesie (frei nach „Roter Wein“)
Steine, Staub und Dornen:
Beschwerlich Radelei,
Wir muessen uns anspornen,
Die Qual ist bald vorbei!
Salar de Uyuni – 160 Kilometer lang, 135 Kilometer breit, als Salzkruste 2 bis 7 Meter dick und damit die groesste Salzflaeche der Erde – die technischen Details des in ca. 3.650 Meter hoch gelegenen „Salar de Uyuni“ sind einfach in Worten und Zahlen wiederzugeben – die Fahrt mit dem Rad ueber diesen gigantischen Salzsee hingegen nicht…
Wir stehen mit unseren Raedern irgendwo auf dieser Salzebene: ein leichter Wind weht uns um die Nasen und die Sonne brennt unbarmherzig vom wolkenlos blauen Himmel herab. Das salzige Weiss zu unseren Fuessen erstreckt sich in allen Himmelsrichtungen bis zum Horizont – nur hier und da wird die gerade Linie zwischen Himmelblau und Bodenweiss durch ein paar entfernte Berge unterbrochen – so weit entfernt, dass uns selbst eine zwei- bis dreistuendige Fahrt auf diese Berge nicht merklich naeher bringen wuerde. Ohne Sonnenbrille geblendet, ohne Sonnencreme nach kuerzester Zeit verbrannt – nur vereinzelt sehen wir ein Auto scheinbar auf der Horizontlinie entlangfahren. Ich kann mir Stille und Einsamkeit kaum absoluter vorstellen als in dieser skurillen Landschaft, die mich unweigerlich an „Matrix“ erinnert…
Zwei Naechte verbringen wir auf dem See im Zelt – ueber uns ein grandios funkelnder Sternenhimmel, unter uns das eisgleiche Salz. Der Beinahe-Vollmond erhellt die Salzflaeche wie eine winterliche Schneelandschaft, in der Huegel, Berge und Tannen vergessen wurden.
Schwer zu beschreiben, wie wir an diesen Tagen stundenlang geradeaus gefahren sind – mit nichts weiter als einer analogen Uhr und einem Kompass zur Navigation. Entfernungen werden surreal, wenn kilometerweit entfernte Berge einfach nicht naeher kommen wollen, oder wenn man ohne jegliche Anhaltspunkte zwischen Blau und Weiss unterwegs ist. Vielleicht hilft ein Blick in die Galerie, um dieses Gefuehl ein bisschen nachvollziehen zu koennen…
Uyuni – Erstaunlich, wie und von was etwa 12.000 Menschen in dieser trostlosen, windigen, staubigen und kalten Hochlandeinoede ueberleben koennen – und was sie ueberhaupt hier haelt… Uyuni hat uns nicht lange halten koennen (zumal wir die vielfach empfohlene Pizzeria „Minute Man“ auch auf wiederholte Nachfrage bei den Einheimischen nicht finden konnten), so dass wir uns am naechsten Tag nach dem Ent-Salzen der Raeder wieder auf den Weg gemacht haben.
Jiiiha! – Auf der Strecke von Uyuni nach Potosi wandelt sich die Landschaft zu einer wundervollen Wildwest-Szenerie und die Raeder mutieren auf den Waschbrett- und Sandpisten zu wild ausschlagenden Pferden. Doch „Gringa Gynna“ und „Buffalo Ben“ haben ihre „Jolly Jumpers“ fest im Griff und erreichen nach zweieinhalb Tagen und zwei eisig kalten Naechten im Zelt (bei gemessenen -10ºC) die hoechstgelegene Grossstadt der Welt:
Potosi – Anlaesslich des Wiedersehens mit Reisegefaehrte Christian im Hostal „Koala Den“ (Tip!) gibt es eine lekker Pizza in der Altstadt – auch wenn wir in den vergangenen Tagen genug Staub gefressen haben, um die naechsten zwei Wochen nichts mehr essen zu muessen (an bri: keine Sorge, das gehoert nicht zu unserer alltaeglichen Diaet ;o)
Die ehemals „reichste Stadt der Welt“ (durch die nahe gelegene Silbermine im Cerro Rico) hat jedoch ausser einem recht schoenen Zentrum und Schokoladenkuchen ebenfalls nicht viel zu bieten, so dass es nach Gynnas Minenbesuch und Bens Radmanikuere schon bald nach Sucre weitergehen soll. Wir freuen uns schon auf die sauerstoffhaltige Luft!
mette
Hallo ihr zwei Muskeltiere!
ahhaahahahahah- sach ich ma! Respekt!
Sehr gut gefiel mir euer Bild Nr. 24! Aber Kein Wunder, dass die Menschen immer ganz aus’em Häuschen sind, wenn sie euch sehen!
Bei Jori und mir ist alles paletti. Letzten Freitag haben wir gefeiert, dass er nun schon ein viertel Jahrhundert die Welt mit seinem schönen Knackmors beglückt!
Macht es weiterhin so gut, aber kommt bald wieder nach Hause! Ich vermiss mein großes Schwesterherz!!
Liebe Grüße aus der Feiheit, die zweite Sandwicheinlage…
H:D.Brix
Hallo Ihr Zwei. Seid ganz lieb gegrüßt, nach langer Zeit, auch wieder einmal von Gynna´s Papa. Ich finde das Leben auf dem Lande ja auch oft entbehrungsreich und schwer, aber es ist ja gar nichts gegen das was Ihr jeden Tag erlebt. Welch ein Wechselspiel zwischen Tortour und grandiosen Eindrücken. Das wunderbare ist ja, dass nachher das Wunderbare hauptsächlich in Erinnerung bleibt. Manchmal denke ich, das moechte ich auch mal erleben-manchmal bin ich ganz froh hier in unserer norddeutschen Gemuetlichkeit. Schoen ist, dass Ihr nie ueber gefaehrliche Erlebnisse berichtet. Das beruhigt die Eltern – etwas! Wir denken jeden Tag an Euch. Macht es weiterhin gut und passt auf Euch auf. Jeder auf den Anderen! Liebe Grüsse